Injektions-Lipolyse verbessern

Interview mit Prof. Irene Tausch und Dr. Ilja Kruglikov zu einer neuen Studie

 

Für die Kosmetische Medizin sprach Douglas Grosse mit den beiden Autoren über ihre Publikation [1].

 

KM: Frau Prof. Tausch, Sie haben eine Halbseiten-Vergleichsuntersuchung mit 7 Patientinnen durchgeführt. Eine Seite – Arme oder Beine – wurde nur mit der vom NETZWERK-Lipolyse verwendeten Magistraliter-Rezeptur behandelt (Phosphatidylcholin-Desoxycholsäure), die andere Seite zusätzlich mit einem dual-frequenten Ultraschall. Wie kam es dazu?

 

Tausch: Als Mitglied des NETZWERKs habe ich in der Vergangenheit viele Ultraschallgeräte auf ihre Fähigkeit zur Fettreduktion getestet und wurde immer enttäuscht. Deshalb hat es schon etwas Überredung seitens des NETZWERKs bedurft, noch ein weiteres Gerät zu untersuchen. Neu war bei diesem Ansatz, dass wir nicht die Wirkung des Ultraschalls auf das Fettgewebe allein untersuchen wollten, sondern ob das Gerät – der LDM-MED – die Wirkung der Injektions-Lipolyse beeinflussen kann.

 

KM: Was können wir uns unter einem dual-frequenten Ultraschall vorstellen?

 

Kruglikov: Die von Wellcomet GmbH entwickelte dual-frequente Ultraschalltechnologie ist in der Lage, einen schnellen Wechsel zwischen zwei Ultraschallfrequenzen durchzuführen, entweder 1 und 3 MHz oder 3 und 10 MHz. Dieser Wechsel erfolgt so schnell, das die Gewebsstrukturen keine vollständige Reaktion auf einzelne Frequenzen entwickeln können und somit quasi auf beide Frequenzen gleich reagieren müssen. Diese duale Technologie wurde präklinisch in hunderten von in vitro Experimenten gut untersucht und hat mehrere Besonderheiten gezeigt, z.B. die parameterabhängigen Wirkungen auf die Matrix-Metalloproteinasen und Hitzeschockproteine. Für die hier vorliegende Indikation haben wir folgenden Behandlungsmodus ausgewählt: Alle 5 Millisekunden wechselte der Ultraschall mit einer Intensität von 1,0 W/cm2 hin und her zwischen 3 und 10 MHz. Es wurde entschieden, die erste Behandlung 2-3 Stunden vor der Injektions-Lipolyse einmal durchzuführen, nach der Injektion wurden dann 10 weitere Behandlungen 2x pro Woche angesetzt. Behandlungen mit dieser Technologie sind unkompliziert und können ohne Probleme von einer Arzthelferin nach Einweisung durchgeführt werden. Mit dem Einsatz von dualen Ultraschallwellen wollten wir zwei Wirkungen erzielen. Zum einen, die durch Injektions-Lipolyse induzierte Volumenreduktion nochmals zu verbessern; zum anderen, die danach häufig auftretenden Nebenwirkungen – hier vor allem die Schmerzen – positiv zu beeinflussen.

 

KM: Welche Hypothese stand dahinter, das Gerät in dieser Kombination einzusetzen?

 

Kruglikov: Frühere kontralaterale histologische Untersuchungen vom abdominalen subkutanen Fett haben gezeigt, dass die Anwendung von dualen Ultraschallwellen zur Auflockerung des Bindegewebes führt. Das macht die Verteilung von injizierten Präparaten in solchem Gewebe homogener als in normalen rigiden Gewebsstrukturen, was eine vorteilhafte Wirkung bei allen Injektionsmethoden hat. Eine Auflockerung des Bindegewebes ist normalerweise zusätzlich mit einer lokalen Wasseransammlung verbunden, die zu signifikanter Modifizierung von osmotischen Verhältnissen im Gewebe und somit zu einer besseren Absorption von injizierten Substanzen führen kann. Solche Gewebeauflockerung vergrößert auch den Abstand zwischen Gefäßen, was die Wahrscheinlichkeit von Hämatomen reduzieren sollte. Die Anwendung von dualen Ultraschallwellen nach der Injektions-Lipolyse wurde vorgenommen, weil sehr hochfrequenter Ultraschall mit Frequenzen von 10 MHz eine deutliche anti-inflammatorische und schmerzreduzierende Wirkung in verschiedenen klinischen Studien demonstrierte und somit auch – so die Theorie – zur Schmerzreduktion nach Injektionslipolyse beitragen könnte.

 

KM: Können Sie uns zu den Ergebnissen Ihrer Untersuchung etwas sagen? Hat sich die Hypothese bestätigt oder nicht?

 

Tausch: Zunächst einmal zur Lipolyse: Ich habe dieselbe Dosis verwendet, die das Netzwerk immer einsetzt, nämlich 0,25 ml PPC/DOC je Injektion, allerdings ohne die Verdünnung und den Vitamin B Zusatz. Ich habe die Umfänge vorher und nach 2 Monaten gemessen. Gleichzeitig haben die Patienten den Grad der auftretenden Nebenwirkungen nach einer Skala von 1 (nicht vorhanden) bis 5 (sehr stark) bewertet, also Schmerzen, Hämatome, Juckreiz, Brennen, Rötung, Schwellungen und Druckempfindung. Bei der statistischen Auswertung haben wir einen Spezialisten hinzugezogen. Grundsätzlich kann ich sagen, dass die Reduktion des Volumens nach der Kombinationsbehandlung um 65,6% besser war als nach der Injektions-Lipolyse allein. Das ist ein Ergebnis von hoher statistischer Signifikanz. Unter den Nebenwirkungen wurde nur ein Parameter besser bewertet, der allerdings aus meiner Perspektive der wichtigste ist, nämlich die Schmerzen. Sie wurden gegenüber der reinen Injektions-Lipolyse signifikant verringert.

Abb-Tausch-KM-16-1

KM: Wie bewerten Sie die Ergebnisse?

 

Tausch: Eine kontralaterale Untersuchung mit 7 Patienten ist nur selten möglich und besitzt schon eine hohe Aussagekraft. Deshalb kann ich die Kombinationstherapie mit ruhigem Gewissen jetzt bereits empfehlen. Wir haben jedoch beschlossen, unsere Ergebnisse in einer weiteren Studie auf eine breitere Basis zu stellen. Zur Zeit behandele ich eine größere Patientengruppe auch in anderen Körperregionen und will sehen, ob die guten Ergebnisse, die wir in der ersten Untersuchung erzielt haben, auch dort reproduzierbar sind. Allerdings ist hier ein Halbseitenvergleich nicht möglich.

 

KM: Hat sich durch Anwendung von dieser Kombination Ihrer Meinung nach auch die Patientenakzeptanz verbessert?

 

Tausch: Das kann ich klar bejahen. Die behandelten Patientinnen zeigten eine hohe Zufriedenheit.

 

KM: Wird sich durch Ihre Ergebnisse die praktische Durchführung der Injektions-Lipolyse verändern?

 

Tausch: Das kann ich noch nicht sagen. Ich glaube, dass es sehr stark von der jeweiligen Praxis abhängt, ob der Einsatz dieser Kombination sinnvoll ist oder nicht. In der KOSMED Klinik konzentrieren wir uns sehr stark auf ästhetische Behandlungen. Da ist der Einsatz in jedem Fall zu empfehlen. Uns ist daran gelegen, die Patienten durch vielfältige Aktivitäten an uns zu binden. Wenn eine Patientin zweimal pro Woche für jeweils 15 Minuten zur Ultraschall-Nachbehandlung kommt, ist das für uns kein Problem. Wenn Ästhetik in der täglichen Praxis nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist das etwas anderes.

 

KM: Herr Dr. Kruglikov, können Sie uns zum Abschluss dieses Gesprächs noch etwas zum Preis-Leistungsverhältnis sagen?

 

Kruglikov: Gestatten Sie mir bitte zunächst zu erwähnen, dass sich das Gerät für verschiedene Indikationen verwenden lässt, u.a. zur präoperativen Vorbereitung in der ästhetischen Chirurgie, zur Unterstützung bei Wundheilungen, zur Behandlung von verschiedenen Hauteffloreszenzen, sowie bei einigen ästhetischen Indikationen. Die Einsatzgebiete von sehr hochfrequentem Ultraschall wurden vor kurzem in der Zeitschrift Hautarzt (2015,66:829-833) ausführlich beschrieben. Was die Schmerzreduktion angeht, kann man sagen, dass sie auch bei anderen Behandlungen, beispielsweise bei Filler-Injektionen oder nach Anwendung von verschiedenen aggressiven ästhetischen Behandlungsmethoden angewandt werden kann. Weil das NETZWERK uns die Möglichkeit zur Kooperation eröffnet hat, hat Wellcomet seinen Mitgliedern einen sehr akzeptablen Preis für diese Technologie eingeräumt. Insgesamt liegt der Anschaffungspreis in einem sehr niedrigen fünfstelligen Bereich, der sich schnell amortisieren lässt.

 

KM: Frau Prof. Tausch, Herr Dr. Kruglikov, herzlichen Dank für das Gespräch.

 

 

Literatur

1. Tausch I, Kruglikov I: The Benefit of Dual-frequency Ultrasound in Patients Treated by Injection Lipolysis, Journal of Clinical and Aesthetic Dermatology, August 2015, Vol. 8, No. 8, 42-46

 

Kontakt:

Kosmed-Klinik
Prof. Dr. Irene Tausch
Eckernförder Str. 219
Im Mare – Klinikum
24119 Kiel

E-mail i.tausch(at)kosmed-klinik.de

 

NETZWERK-Lipolyse
Dirk Brandl
Mühlenstrasse 19
48317 Drensteinfurt
E-mail brandl(at)network-globalhealth.com